Audit Familiengerechte Kommune

Was ist das Audit familiengerechte Kommune?

Die Bertelsmann Stiftung, das Land Nordrhein-Westfalen (Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport) und die berufundfamilie gGmbH – eine Initiative der Hertie Stiftung – haben eine Auditierung entwickelt, mit der Familienpolitik in Kommunen systematisiert und strategisch (weiter-) entwickelt werden kann.

Die drei Träger möchten damit einen Beitrag zur Stärkung der Familiengerechtigkeit in Deutschland leisten. Die Auditierung benötigt ca. zwölf Monate. In diesem Zeitraum wird eine umfassende Bestandsaufnahme der örtlichen familienpolitischen Leistungen vorgenommen, eine Strategie für die verschiedenen Handlungsfelder erarbeitet, Familien und Akteure werden an der Abstimmung der Ziele beteiligt und eine politische Beschlussfassung über die Ziele und Maßnahmen für die nächsten drei Jahre wird herbeigeführt.

Die Auditierung endet im Erfolgsfall mit der Zertifizierung als „Familiengerechte Kommune“. Das Instrument unterstützt Verwaltung und Politik dabei, die Eigenkräfte und Problemlösungspotenziale der kommunalen Verantwortungsgemeinschaft, also aller örtlichen Akteure (wie Träger und Unternehmen) auszuschöpfen.

Das Audit familiengerechte Kommune ist neu und bundesweit einzigartig, weil es nachhaltige familiengerechte Gesamtstrategien, verbunden mit einer hohen politischen Verbindlichkeit und der gezielten Einbindung von Akteuren, entwickelt. Beides führt damit zu einer höheren Akzeptanz familienpolitischer Aktivitäten in den Kommunen. Gesteuert wird die Auditierung durch lizenzierte Auditor/innen, die den Prozess vor Ort fachlich und organisatorisch anstoßen und begleiten.

 

Welchen Herausforderungen müssen sich Kommunen in Sachen Familienpolitik stellen?

Angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland wird die Familiengerechtigkeit unserer Gesellschaft mehr und mehr zur Gretchenfrage ihrer Überlebensfähigkeit.

Nur dort, wo Familien als soziale Netzwerke funktionieren, kann gesellschaftlicher Zusammenhalt zwischen den Generationen gelingen.

Dabei stehen Familien vor zunehmenden Herausforderungen:

  • Alleinerziehende Elternteile
  • Unvereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Familienarmut und damit auch
  • Kinderarmut, aber auch
  • zunehmende Pflegebedürftigkeit einer immer älter werdenden Seniorengeneration.

Das sind nur einige Stichworte, die zeigen, wie komplex die Herausforderungen für Familien in unserer Gesellschaft sind.

Die Familie als Kernzelle der Gesellschaft ist aber in ihrer wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung viel zu wichtig, um sie in der alltäglichen Kommunalpolitik als ein Aspekt unter vielen „mitlaufen“ zu lassen. Familien sind die Keimzellen unserer Demokratie und das Rückgrat der Gesellschaft.

Menschen lernen zuallererst in ihrer Familie: Hier lernen sie – im Idealfall – in allerfrühester Kindheit Werte, Zusammenhalt, Solidarität, Eigenverantwortung, Verantwortungsgemeinschaft und das Miteinander der Generationen. In funktionierenden Familien wird soziales Kapital und Humanvermögen gebildet. In problematischen Familien werden diese Chancen schnell verspielt – hier können Kommunen präventiv Hilfe leisten.

Diese Grundvoraussetzungen für Teilhabe – am sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben – haben aber auch eine enorme ökonomische Bedeutung. Familien sind ökonomisch gesehen als langfristige Investoren zu sehen, die die wirtschaftliche Basis unserer Wertschöpfung stellen. Nicht umsonst spielt die Attraktivität einer Kommune für Familien eine so große Rolle auch als Standortfaktor in der örtlichen Wirtschaftspolitik.

Das „Audit familiengerechte Kommune“ zielt darauf ab, die Potenziale dieser wechselseitigen Beziehung von Lebensqualität für Familien einerseits und Standortqualität für die Unternehmen andererseits in Form einer strategisch angelegten Win-Win-Situation für die gesamte Kommune auszuschöpfen.

Wo liegen die Haupthandlungsfelder der Kommunen in der Familienpolitik?

Beim Audit müssen sich die Kommunen zunächst einen Überblick über wichtige ökonomische und soziodemografische Daten verschaffen und dann sechs Handlungsfelder analysieren: •

  • Steuerung, Vernetzung und Nachhaltigkeit
  • Familie und Arbeitswelt
  • Betreuung
  • Bildung und Erziehung
  • Beratung und Unterstützung
  • Wohnumfeld und Lebensqualität
  • Senioren und Generationen

 

Warum beteiligt sich die Stadt Sundern zum jetzigen Zeitpunkt?

Die Stadt Sundern hat in 2005 ein Lokales Bündnis für Familie gegründet und seit 2007 gibt es eine Koordinierungsstelle Familie und Integration.

Seit 2008 gibt es für die Stadt Sundern ein Integrationskonzept. In diesem Jahr wurde ein Demografie-Handlungskonzept verabschiedet. In den letzten Jahren wurden viele familienfreundliche Angebote/Maßnahmen, häufig in Kooperation mit ortsansässigen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen entwickelt bzw. ausgebaut.

Nur um einige Beispiele zu nennen:

  • Ausbau der Betreuungsplätze für unter 3-jährige Kinder
  • Ausbau der Ganztagsbetreuungsplätze - Familienwegweiser
  • Offene Kinderbetreuung
  • Elternnetzwerk
  • Familienkarte Sundern

Die Stadt Sundern entwickelt immer weitere Angebote, um den Menschen, die in Sundern leben, ein gutes Umfeld in jeder Hinsicht zu bieten.

Die Konzepte zu den bereichen Integration und Demographie sind eng mit dem Themenfeld Familie verbunden.

Um die bereits vorhandenen Handlungsansätze, Konzepte und Maßnahmen strukturiert und nachhaltig miteinander zu verflechten, Transparenz zu schaffen und ein zukunftsfähiges, für Politik und Verwaltung verbindliches Instrument zu haben, wurde im Rat beschlossen, an dem Zertifizierungsverfahren teilzunehmen.

 

Welche Verfahrensschritte gab/gibt es im Rahmen des Audits?

  • Ratsbeschluss zur Durchführung: Juli 2011
  • Erhebung von Daten, Fakten und Informationen zu den Handlungsfeldern:
    • 1. Steuerung, Vernetzung und Nachhaltigkeit
    • 2. Familie und Arbeitswelt, Betreuung
    • 3. Bildung und Erziehung
    • 4. Beratung und Unterstützung
    • 5. Wohnumfeld und Lebensqualität
    • 6. Senioren und Generationen
  • Strategieworkshop mit Vertretern aus Verwaltung und Politik: Januar 2012
  • Bürgerbeteiligungsphase zu verschiedenen Themen: Februar bis Juli 2012
  • Zielpapier entwickeln: August 2012
  • Zielvereinbarungsworkshop: August 2012
    (Zielvereinbarungen siehe hier)
  • Beratung und Beschluss der erarbeiteten Ziele und Maßnahmen in den Fachausschüssen: September bis November 2012
  • Ratsbeschluss: im November 2012
  • Beratung in der Jury – ggf. Zertifizierung: Dezember 2012/Januar 2013

Inzwischen hat die Jury getagt und die Stadt Sundern erhält als erste Kommune im „Echtbetrieb“ das Zertifikat Familiengerechte Kommune. Die Zertifikatsverleihung erfolgte am 11.03.2013.

Koordinatorin:
Doris Weber
Familien- und Integrationsbeauftragte der Stadt Sundern
Tel.: 02933-81-304
Mail: d.weber(at)stadt-sundern.de