Ehren- und Mahnmale in Langscheid

Am 19.November 1927 beschloss die Gemeinde Langscheid, nicht ein Denkmal, sondern eine dem Andenken der 21 gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges würdige, aber auch der Allgemeinheit dienenden Einrichtung von praktischem und dauernden Wert zu schaffen. Dies entsprach auch einer Weisung des Kultusministers in Münster, der eigens hierfür eine Beratungsstelle gebildet hatte. Ein monumentales Bauwerk oder ein Aussichtsturm sollte es sein.
Nachdem der Ruhrtalsperrenverein für die Errichtung einer Kriegerehrung den Müllerschen Platz, 20 Ar groß, auf der Langscheider Höhe kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, wurde ein Preis von 500 Reichsmark für einen Architektenwettbewerb ausgesetzt.
Die Planung des Ehrenmals lag vor der Errichtung der dringend notwendigen neuen Kirche, was natürlich mit Blick auf zwei solch große Projekte recht unterschiedliche Meinungen ins Spiel brachte. So bat das Bischöfliche General-Vikariat Paderborn den Bürgermeister von Hüsten, damals die zuständige Amtsverwaltung für Langscheid, seinen Einfluss geltend zu machen, damit dem Kirchenbau der Vorzug gegeben werde. Doch gerade dieser Bürgermeister Dr. Gunst hatte den wesentlichen Vorschlag gemacht, an hervorragender Stelle einen Aussichtsturm zu errichten.
In einer Pressemitteilung heißt es hierzu: „Die Gemeinde Langscheid schafft mit der Anlage nicht nur eine Gedächtnisstätte, mit der sie das Andenken an ihre gefallenen Krieger nicht besser ehren kann, sondern sie errichtet zugleich ein Bauwerk, das dem Allgemeinwohl dient und demnächst ein Anziehungspunkt für die Besucher der Sorpetalsperre sein wird“.
Architekt Heinrich Verfuß aus Hüsten erhielt den Planungsauftrag und bald wurde mit den Vorarbeiten begonnen. Die Bauausführung übernahm zunächst der Bauunternehmer Josef Papenkort aus Langscheid, den Bauabschluss (die Maurerarbeiten) tätigte jedoch die Bauunternehmung Honert aus Hövel.
So wurde also auf der 370 m hohen Langscheider Höhe ein 20 Meter hoher Turm errichtet, dessen Erdgeschoss als Ehrenhalle gestaltet wurde. Vor dem Turm entstand ein Ehrenhof. Zum Bau des Turmes wurde wie bei der Gestaltung der Parkanlage „bodenständiges“ Material verwendet. Die Steine stammen aus dem Bruch im Balberg, unterhalb des Forsthauses Melschede. Sie wurden vom Freiherr von Wrede verbilligt zur Verfügung gestellt. Die Kosten des Bauwerkes beliefen sich auf etwa 30.000 Rentenmark.
Die Einweihung des Ehrenmals fand am Samstag, den 23. und Sonntag, den 24.August 1930 statt. Amtsträger, Honoratioren und Verbände wurden eingeladen. Die Ortsbewohner wurden angewiesen, ihr Wohnumfeld peinlichst sauber zu halten. Der Höhepunkt des Samstagabends war der Große Zapfenstreich.
Am Sonntagmorgen zog um 9:00 Uhr die Wache auf. Um 10:00 Uhr fand ein Feldgottesdienst im Ehrenhof statt. Die eigentliche Weihe des Ehrenmals wurde um 15:00 Uhr durchgeführt. Ein großer Festzug mit anschließendem, abendlichem Feuerwerk schloss sich an. Nun hatte auch die Freiheit Langscheid ein Ehrenmal für die 21 gefallenen Kameraden, die im Ersten Weltkrieg (1914-1918) ihr Leben gelassen hatten. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) wurden die Namen der in diesem schrecklichen Krieg Gefallenen im Ehrenhof den dortigen Tafeln hinzugefügt. Es waren dies weitere 73 Soldaten. Möge ein Ehrenmal wie dieses für immer und ewig die Lebenden daran erinnern, wie viel Elend, Leid, Hunger und Tod ein Krieg mit sich bringt und einen solchen verhindern helfen.
Ein Jahr nach Fertigstellung des Ehrenmals wurde in Langscheid auch eine neue Kirche gebaut. Die zum Bau des ersten großen Objektes vom General-Vikariat geäußerten Bedenken waren ausgeräumt. Heute grüßen zwei Türme weit ins Sauerland und überblicken den Sorpesee, und beide haben den Menschen viel zu sagen.
Im Einvernehmen mit dem Westfälischen Amt für Denkmalpflege in Münster wurde das Ehrenmal mit Aussichtsturm am 11.August 1997 in die Denkmalliste der Stadt Sundern eingetragen.
Im April 1999 wurde in Langscheid der „Förderverein Ehrenmal“ gegründet, der sich die inzwischen dringend nötige Reparatur des Turm-Ehrenmals zur Aufgabe stellte. Mit Turmfesten, Sammlungen und Spenden sollte die Restaurierung des für die Öffentlichkeit bereits gesperrten Turmes finanziert und vorangetrieben werden.
Am 15.Juni 2003 war es dann soweit. Nach über zehn Jahren Unzugänglichkeit des Turmes wegen Baufälligkeit konnte der restaurierte Turm wieder eröffnet werden. Engagierte Bürger, heimische Vereine, Rat und Verwaltung, Denkmalschutzbehörde und nicht zuletzt der Förderverein Ehrenmal trugen dazu bei, dass der Turm trotz geringer öffentlicher Mittel wieder zugänglich gemacht werden konnte.
Die Namen der Gefallenen des 1. Weltkrieges (1914 – 1918):
Theodor Löhrwald | † 19.10.1914 | Friedrich Lehneking | † 10.10.1914 |
Franz Muhr | † 22.08.1914 | Klemens Danne | † 03.03.1915 |
Karl Michels | † 11.06.1915 | August Mühr | † 02.05.1915 |
Karl Schmale | † 22.07.1915 | Josef Schmale | † 18.10.1915 |
Ferdinand Danne | † 06.04.1916 | Franz Fricke | † 13.11.1916 |
Joh. Lübke | † 16.12.1916 | Fritz Wortmann | † 22.09.1916 |
August Oberste | † 09.11.1916 | Franz Erner | † 21.08.1917 |
Joh. Feldmann | † 12.04.1917 | Klemens Bücher | † 21.03.1918 |
Albert Gand | † 17.07.1918 | Franz Kemper | † 20.04.1918 |
Heinrich Vielhaber | † 14.10.1918 | Josef Vohle | † 20.10.1918 |
Theodor Wortmann | † 04.11.1918 |
Die Namen der Gefallenen des 2. Weltkrieges (1939 – 1945):
Becker, Karl | * 1910 † 1940 | Henke, Bernhard | * 1921 † 1941 |
Klimek, Willi | * 1907 † 1941 | Pfeifer, Josef | * 1914 † 1941 |
Allefeld, Josef | * 1910 † 1942 | Brinkschulte, Heinrich | * 1920 † 1942 |
Busch, Peter | * 1907 † 1942 | Danne, Theodor | * 1915 † 1942 |
Feldmann, Franz | * 1919 † 1942 | Feldmann, Heinz | * 1921 † 1942 |
Feldmann-Sornet, Wilh. | * 1923 † 1942 | Fricke, Egon | * 1906 † 1942 |
Hoffmann, Otto | * 1922 † 1942 | Künder, Josef | * 1920 † 1942 |
Kriener, Paul | * 1924 † 1942 | Pretzell, Helmut | * 1904 † 1942 |
Rietz, Werner | * 1914 † 1942 | Menzel, Paul | * 1920 † 1942 |
Sander, Herbert | * 1912 † 1942 | Schulte, Theodor | * 1917 † 1942 |
Schulte, Wilhelm | * 1919 † 1942 | Bierhoff, Josef | * 1924 † 1943 |
Border-Lübke, Wilhelm | * 1924 † 1943 | Henneke, Franz | * 1921 † 1943 |
Hüttemann, Karl-Heinz | * 1921 † 1943 | Jürgens, Heinrich | * 1919 † 1943 |
Künder, Heinrich | * 1916 † 1943 | Lenze, Alfons | * 1924 † 1943 |
Lübke, Bernhard | * 1898 † 1943 | Lübke, Clemens | * 1913 † 1943 |
Schultz, Kurt | * 1921 † 1943 | Baulmann, Johannes | * 1914 † 1944 |
Becker, Werner | * 1915 † 1944 | Bierhoff, Johannes | * 1922 † 1944 |
Feldmann-Sornet, Paul | * 1922 † 1944 | Fricke, Theodor | * 1910 † 1944 |
Frohwein, Ferdinand | * 1923 † 1944 | Kampmann, Clemens | * 1911 † 1944 |
Kitz, Wilhelm | * 1908 † 1944 | Lenze, Franz | * 1922 † 1944 |
Papenkort, Alfred | * 1924 † 1944 | Vielhaber, Karl | * 1924 † 1944 |
Wortmann, Josef | * 1924 † 1944 | Wortmann, Maria | * 1921 † 1944 |
Wünnenberg, Ferdinand | * 1906 † 1944 | Schultz, Hermann | * 1889 † 1945 |
Goger, Vinzenz | * 1897 † 1945 | Jäschke, Fritz | * 1901 † 1945 |
Erner, August | * 1907 † 1945 | Friel, Heinrich | * 1909 † 1945 |
Papenkort, Theodor | * 1914 † 1945 | Papenkort, Wilhelm | * 1925 † 1945 |
Lübke, Josef | * 1934 † 1945 |
Vermisste des 2. Weltkrieges (1939 – 1945):
Mittermeyer, Wilhelm | * 1907 - 1942 | Feldmann, Hubert | * 1910 - 1943 |
Meier, Josef | * 1921 - 1943 | Reuter, August | * 1907 - 1943 |
Becker, Theodor | * 1925 - 1944 | Bunk, Fritz | * 1900 - 1944 |
Danne, Erich | * 1921 - 1944 | Hielscher, Kurt | * 1908 - 1944 |
Loerwald, Hubert | * 1924 - 1944 | Klimek, Heinz | * 1913 - 1945 |
Kriener, Herbert | * 1927 - 1945 | Kuhnert, Erich | * 1904 - 1945 |
Fiedler, Wilhelm | * 1928 - 1945 | Rietz, Paul | * 1885 - 1945 |
Roter, Josef | * 1900 - 1945 | Sander, Günter | * 1927 - 1945 |
Schubert, Friedrich | * 1902 - 1945 | Viernekäs, Fritz | * 1906 - 1945 |
Wilmes, August | * 1918 - 1945 | Becker, Franz | * 1914 - 1946 |
(Quelle: Heinemann, Werner: „Ehren- und Mahnmale in der Stadt Sundern“, Sundern, November 2005)