Was uns bewegt - Kernstadt ohne lebendigen Kern

(von Klaus-Rainer Willeke)

1. Die Kernstadt ist mehr als die Fußgängerzone – aber was genau?

Was macht unsere Kernstadt aus? Was und wo ist sie überhaupt, diese „Kernstadt“? Da sind z. B. das Hoffmannsche Gelände, die Settmecke, die Röhre, der Brandhagen, die Mescheder Straße, der Kreuzberg und der Teckelsberg, das Schulzentrum, die Bergstraße und die untere Hauptstraße – sehr unterschiedliche Stadtteile, Wohngebiete, Straßen mit Gewerbebetrieben, und irgendwo dazwischen die Fußgängerzone, das Rathaus und der Kreisverkehr am Schirgiswalder Platz.

Eigentlich alles mitten in Sundern – und irgendwie doch nicht, weil es wenig Verbindendes gibt.

Weil wir es so gewohnt sind, bemerken wir es nicht sofort – aber dazwischen gibt es große Bereiche, in denen städtebaulich seit Langem nichts passiert ist: das Bahnhofsgelände, am Zusammenfluss von Röhr und Linnepe, die Parkplätze an der Fußgängerzone, der Röhrbogen und das Gebiet um die Johannesstraße, die an die Papierfabrik und Schulte-Ufer angrenzenden Flächen, das Gelände am Ewigen Weg und die alte Hauptstraße entlang der GAB.

Alles das ist Sunderns Kernstadt. Zerschnitten durch die Umgehungsstraße.


2. Es fehlen Lebensadern, die Menschen in die Kernstadt bringen.

Schließen Sie mal die Augen und stellen Sie sich vor, Sie gehen zu Fuß vom Marktkauf zur Polizeiwache. – Und jetzt mit dem Fahrrad! Die Hälfte des Weges ist komisch und unübersichtlich. Mit Varianten und selten begangenen Wegen. Für viele aus den umliegenden Dörfern geradezu unbekannt.

Jetzt mal mit dem Auto. Vom Marktkauf zur Polizei – ganz einfach! Ist Sundern für Autos gedacht? Soll das so sein und bleiben?

Meine These: Sunderns Mitte und der Einzelhandel in der Fußgängerzone leiden nicht nur unter Pandemie und Amazon, sondern vor allem an fehlenden Lebensadern für Radfahrer und Fußgänger.

Jugendliche, Seniorinnen und Senioren, Familien mit Kindern. Für alle muss es gute Gründe geben, gerne in die Kernstadt zu kommen.


3. Die Fußgängerzone als Einkaufsstraße?

Kleine Geschäfte, Bänke zum Ausruhen, spannende Wohlfühl-Gastronomie, Spielgeräte, bunte Häuser, eine umtriebige Kultur- und Netzwerkstatt, Ladestationen für E-Bikes, die VHS, Schatten spendende Bäume, Wasser ohne Beton, die Röhr. Ein paar hundert Meter, die man gerne besucht. Auch wenn man gar nichts kaufen möchte. So wie den Airlebnisweg oder die Sorpe-Promenade. Wandern im Alten Testament, Biken rund um Wildewiese – die Freizeitgestaltung findet woanders statt – nicht in der Kernstadt.

Die Fußgängerzone ist keine beliebte Einkaufszone mehr und noch kein Ort, an dem Menschen ihre Freizeit verbringen. Derzeit käme fast niemand in Sundern (und erst recht nicht aus den Dörfern Sunderns) auf die Idee, einen schönen Nachmittag in der Fußgängerzone, in Sunderns City verbringen zu wollen.

Die Fußgängerzone wird aber keine reine Einkaufsstraße mehr werden. Das verhindern eBay und Co und die aktuell fehlenden Verdienstmöglichkeiten dort.


4. Eine roter Faden und überall loslegen!

Die aktuelle Situation wird nicht ein Einzelhändler, eine Gastronomin, eine Immobilienbesitzerin oder ein Investor verändern. Auch „die Stadt“ oder „das Stadtmarketing“ können das nicht. Da müssen alle gemeinsam, aber konzertiert kreativ sein. Da muss Geld investiert, Gebäude müssen verkauft oder angekauft und Lebensadern entwickelt werden. Es müssen Wohnquartiere entstehen, Produktionsbrachen neu genutzt und Leerstände umgenutzt werden. Die Stadt muss ihre Flächen attraktiv gestalten. Leerstände müssen für Start-ups oder CoWorking genutzt werden.

Es muss einen gemeinsamen Plan geben, den viele kennen und mit Leben füllen. Mit Ideen und Investitionen. Handwerker müssen Aufträge bekommen, Leute müssen angestellt und Waren und Menüs verkauft werden. Neuen Ideen muss Raum gegeben werden. Es braucht einen zentralen Motor für eine kraftvolle Entwicklung. Dieser Motor kann nur „die Stadt“, „die Politik“ und eben der Wille der Menschen in der Kernstadt sein.