Ehren- und Mahnmale in Allendorf

An der Weggabelung „Vor dem Lütken Eisenberg“ stand in Allendorf ein altes Ehrenmal, welches nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) zu Ehren der im Krieg gefallenen und vermissten Soldaten errichtet worden ist. 21 junge Allendorfer, zwischen 20 und 32 Jahre alt, verloren ihr Leben oder wurden vermisst. Jährlich am Volkstrauertag – im „1000-jährigen Reich“ auch „Heldengedenktag“ genannt – gedachte die Schützenbruderschaft hier am Ehrenmal der Kriegsopfer.

Gefallene und Vermisste des 1.Weltkrieges (1914 – 1918) in Allendorf:

Franz Nagel1893 – 1914Hermann Peter1894 – 1914
Wilhelm Cramer1889 – 1915Joh. Grothoff1886 – 1915
Franz Hellhake1892 – 1915Joh. Klute1884 – 1915
Joh. Müer1889 – 1915Johannes Schmidt – Richter1894 – 1915
Bernhard Cramer1896 – 1916Josef Freiburg – Kanöler1886 – 1916
Josef Girhards1895 – 1916Josef Müer1896 – 1916
Fritz Potthoff1886 – 1916Franz Stahlmecke1892 – 1916
Joh. Hesse1896 – 1917Joh. Huxol1891 – 1917
Franz Schmidt1897 – 1917Fritz Cramer1889 – 1918
Wilhelm Heuel1884 – 1918Alfred Opitz1916 vermisst
Franz Schmidt – Wulfkemper1891 – 1914 vermisst  

In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Ehrenmal abgerissen, nachdem 1959/60 auf dem neu gestalteten Friedhof eine neue Gedenkstätte als Mahnmal für alle Opfer beider Kriege errichtet worden war.

Während des 2. Weltkrieges, in der Nacht zum 27. Juni 1940, waren im Allendorfer „Alten Feld“ Bomben niedergegangen. Wahrscheinlich hatten sich britische Bomber auf ihrem Rückweg ihrer nicht abgeworfenen Bombenlast über Allendorf entledigt. Augen- und Ohrenzeugen hatten von einer Explosion berichtet. Jagdaufseher Josef Löhr entdeckte beim morgendlichen Rundgang durch sein Revier einen Bombenkrater im „Alten Feld“. Schnell sprach sich diese Neuigkeit im Dorf herum und viele Bewohner machten sich auf den Weg, um zu sehen, was die Fliegerbombe angerichtet hatte. Auf Anordnung der Kreisleitung der NSDAP mussten die Bombentrichter durch die Schulkinder und ihre Lehrer besichtigt werden. Statt eines erwarteten tiefen Trichters sahen die Kinder eine eher flache Mulde und sie suchten darin nach Bombensplittern. Als bereits die meisten anwesenden Schüler auf dem Weg zu einer anderen, etwa 100 Meter entfernten Detonationsstelle waren, erschütterte eine gewaltige Explosion die Erde. Eine zweite Bombe mit Zeitzünder (oder ein Spätzünder) war explodiert, während noch nicht alle Kinder den Krater verlassen hatten. Unter den über 100 Schulkindern brach eine Panik aus und sie liefen zurück nach Allendorf. Aber nicht alle Kinder waren wieder in Allendorf angekommen.

Am Nachmittag machte man sich wieder auf den Weg, um nach den vermissten Kindern zu suchen. Am Explosionsort angekommen, zeigte sich dort die gesamte Tragik. Am Rande des Kraters lagen drei tote Kinder, zwei weitere Kinder wurden im nahen Kornfeld tot aufgefunden. Zwei Frauen konnten sich später von ihren schweren Verletzungen, die sie durch die Explosion erlitten hatten, erholen.

Fünf junge Menschen wurden durch diesen Vorfall getötet. Sie waren, lt. Inschrift auf der Gedenktafel im Alten Feld und der Wegetafel des „Fickeltünnes e.V.“, die ersten Ziviltoten des Zweiten Weltkrieges in Deutschland überhaupt.

[Anm. der Red.: Angesichts der sehr hohen Opferzahlen des 2. Weltkrieges spielt es wohl keine Rolle wer und wo die ersten Ziviltoten zu beklagen waren. Dennoch möchte ich hier die Information von Herr Hans. A. Berghoff-Flüel aus Allendorf vermerken: „Die wohl ersten Ziviltoten des 2.WK waren nach John Toland „Hitler“, Gustav-Lübke-Verlag, S. 778, „in einer Industriestadt im Rheinland 4 Tote (Zivilisten) unter vorsätzlichem Durchbruch der Kriegsregel in der Nacht vom 10. zum 11. Mai 1940 zu beklagen.“ Lt. Freiburg-Führer kamen am 10. Mai 1940 infolge irrtümlicher Bombardierung durch deutsche Flugzeuge 57 Menschen ums Leben.]

1976 wurde eine der Gedenktafeln des alten Allendorfer Ehrenmales mit den Namen dieser fünf jungen Menschen versehen und im „Alten Feld“ zu deren Gedenken aufgestellt. Die anderen Tafeln wurden nach einer Aufarbeitung hinter der Kirche abgestellt.

Durch diesen Unglücksfall starben:

  • Bruno Schmidt-Brockhaus
  • Franz Walter
  • Christine Merten
  • Albert Girhards
  • Regina Hansknecht

Jedes Jahr wird hier an diesem Gedenkstein im „Alten Feld“ am Todestag der fünf Kinder ein Gottesdienst zum Gedenken der vielen Opfer der beiden Weltkriege, insbesondere aber der toten Kinder, abgehalten.

20 Jahre später, im Juni 1960, wurde am Gedenktag dieses ersten Kriegsunglückes in Allendorf das „neue“ Kriegerdenkmal auf dem Friedhof eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben.

Die Gestaltung und der Bau dieses Denkmals wurden von dem Seidfelder Bildhauer Franz-Josef Greitemann übernommen.

Gefallene, Vermisste und Zivilopfer des 2. Weltkrieges in Allendorf:

Josef Grothoff1915 - 1939Albert Girhards05.12.1931 - 27.06.1940
Joh. Grothoff1914 - 1940Regina Hansknecht03.07.1933 - 27.06.1940
Christina Merten31.05.1930 - 27.06.1940Bruno Schmidt - Brockhaus? - 27.06.1940
Franz Walter18.03.1928 - 27.06.1940Gerhard Gebert1917 - 1941
Paul Girhards1914 - 1941Josef Hellhake - Gurres1911 - 1941
Karlheinz Stöckmann1921 - 1941Joh. Blasing1914 - 1942
Franz Girhards1911 - 1942Martin Heimann1913 - 1942 verm.
Vikar Josef Schulte1911 - 1942Hermann Habelt02.10.1919 - 11.04.1943
Martin Heber1919 - 1943Georg Klinke1919 - 1943
Albert Nagel1911 - 1943Hubert Löhr1919 - 1943 verm.
Alois Nones1904 - 1943Franz Peters1913 - 1943
Anton Specht1914 - 1943 verm.Hubert Tolle1924 - 1943
Fritz Wenniges1921 - 1943 verm.Theodor Ackerschott1920 - 1944
Hubert Becker1914 - 1944Joh. Cramer1921 - 1944 verm.
Norbert Cramer1924 - 1944Reinhard Frank19.12.1913 - 03.12.1944
Pater Ulrich Freiburg1914 - 1944 verm.Wilhelm Freiburg1917 - 1944
Raimund Hefer1910 - 1944 verm.Franz Hellhake1910 - 1944
Hans Irxenmeier23.10.1917 - 08.12.1944Alfons Klinke1914 - 1944 verm.
Fritz Klute - Simon1914 - 1944Heinrich Krischer08.02.1910 - 15.06.1944
Georg Kolb13.01.1914 - 03.12.1944Fritz Löhr1921 - 1944
Heinrich Scheffer1912 - 1944 verm.Fritz Schmidt1925 - 1944
Edmund Schmidt1924 - 1944 verm.Aloys Schulte1913 - 1944 verm.
Josef Steffen1911 - 1944Fritz Stute1926 - 1944
Anton Tolle1920 - 1944Adam Becht10.07.1908 - 11.04.1945
Wilhelm Droste1921 - 1945Erich Fischer18.12.1921 - 11.04.1945
Albert Fliege30.10.1909 - 11.04.1945Anton Freiburg1920 - 1945
Theodor Freiburg1926 - 1945Anton Fuderholz1909 - 1945 verm.
Johannes Freiburg-
Bruch
1914 - 1945Josef Freiburg - Lenze1920 - 1945
Heinrich Girhards1906 - 1945Thomas Jarus08.08.1912 - 12.04.1945
Franz Kaiser1925 - 1946Franz Lehnert1905 - 1945
Anton Lübke1911 - 1945 verm.Werner Mönk14.02.1907 - 11.04.1945
Hubert Nagel1906 - 1946Johann Pauli19.02.1910 - 11.04.1945
Fritz Pohl1911 - 1945Fritz Rattensperger20.10.1899 - 11.04.1945
Wilhelm Sauer1921 - 1945Otto Schlossmickel26.02.1916 - 11.04.1945
Ewald Schmitt? - 11.04.1945Albert Schröger1910 - 1945
Karl Schulte1912 - 1945 verm.Heinz Schulte1917 - 1945
Georg Simon1898 - 1945 verm.Max Stark1913 - 1946
Armin Ullmann05.09.1903 - 12.04.1945Kaspar Vornweg04.06.1885 - 11.04.1945
Joh. Vornweg1923 - 1945Albert Vornweg1926 - 1945
Familie Mehlkopf, Roderburg und weitere 13 unbekannte Soldaten

(Quelle: Heinemann, Werner: „Ehren- und Mahnmale in der Stadt Sundern“, Sundern, November 2005)