Stadtgeschichte

Vor 50 Jahren - Der Weg zu Gemeinsamkeit und Vielfalt

Auch die heutige Stadt Sundern entstand in dieser Form im Rahmen der kommunalen Neugliederung am 01.01.1975. Dabei wurden insgesamt 19 bislang selbstständig bestehende Gemeinden zu einer Großgemeinde unter dem heute bekannten Namen „Stadt Sundern (Sauerland)“ vereint.[i]

Nach der Bekanntgabe der Umsetzung des ersten Gliederungs-Plans am 09.05.1967 schlug der ehemalige Kreis Arnsberg einen Zusammenschluss

  • der Gemeinde Sundern
  • der Gemeinden des Amtes Sundern
    (Allendorf, Amecke, Endorf, Hagen, Stockum, Westenfeld, Wildewiese)
  • der Gemeinden des Amtes Hüsten
    (Hachen, Langscheid, Stemel, Hövel, Enkhausen, Estinghausen)
  • der vier Gemeinden des Amtes Freienohl
    (Hellefeld, Altenhellefeld, Linnepe, Meinkenbracht)

vor.[ii] Da Sundern im umliegenden Gebiet schon vor der Neugliederung politisch, wirtschaftlich und kulturell sehr bedeutsam war, fiel die Entscheidung des zukünftigen Stadtnamens schnell auf diesen Ort.[iii] Damit wurde Sundern im Rahmen des Gesetzesentwurfs auserwählt und aufgrund der darauffolgenden Gemeindegröße und der städtischen Struktur zugleich zur Stadt ernannt. Als weiteres Argument zur Ernennung der Stadt galt, dass Allendorf als Gemeinde die Stadtbezeichnung schon in Vergangenheit führte.[iv] Im Zuge dessen wurde auch das Amt Sundern ähnlich der anderen Ämter aufgelöst.[v]

Auch im Raum Sundern wurde die Neugliederung nicht mit gänzlicher Freude empfangen, sondern eher mit zurückhaltender Skepsis beobachtet.[vi] Die Gründe lagen in der Befürchtung, die örtliche Identität zu verlieren und in der zuvor bestehenden eigenständigen Verwaltung eingeschränkt zu sein sowie wirtschaftliche Nachteile davonzutragen. Diese Sorgen schienen vor allem Gemeindevertreter zu plagen, da hier die eigene kommunalpolitische Tätigkeit im Ort als bedroht gesehen wurde.[vii] 

Nichtsdestotrotz konnte im Rahmen dieses Prozesses mit allen Gemeinden ein Neugliederungsvertrag erwirkt werden und der gebildete Neugliederungsausschuss versuchte den Wünschen und Erwartungen der einzelnen Gemeinden nachzukommen. Es wurde zudem eine Arbeitsgemeinschaft aus Vertretern jeder Gemeinde gebildet. Zum Vorsitzenden wurde in der ersten Sitzung Anfang Januar 1971 der ehemalige Bürgermeister Franz-Josef Tigges von der CDU gewählt. Diese Arbeitsgruppe sollte neben den Gemeindevertretungen beratend und koordinierend tätig werden. Ergänzend hierzu sorgte die Arbeitsgruppe nicht unerheblich dafür, dass die Menschen in den Ortschaften auf die unvermeidbare Neugliederung vorbereitet werden.[viii]

Gefeiert wurde der neue Zusammenschluss der Gemeinden im Rahmen von Gottesdiensten und einer „Stadtwerdungsfeier“ in der St. Hubertus-Schützenhalle in Sundern. Da die Räte der vorher alleinstehenden Gemeinden sowie die Amtsvertretungen durch die Neugliederung abgeschafft wurden, mussten nun die Leerstellen der Verwaltung gefüllt werden. In diesem Sinne wurde nach dem britischen System der kommunalen Doppelspitze Franz-Josef Tigges als ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Sundern zum Beauftragten für die Wahrnehmung der Aufgaben des Rates und des Bürgermeisters ernannt und Hermann Willeke als vorheriger Amtsdirektor des ehemaligen Amtes Sundern für die Tätigkeit als Hauptverwaltungsbeamter eingesetzt.[ix] Bei wichtigen Entscheidungsvorgängen sollten diese beiden Beauftragten durch einen Beirat unterstützt werden.

Kurz darauf wurde die Beschriftung der Ortsschilder, welche die vorrangige Nennung der Gemeinde, darunter in verkleinerter Form die Nennung der Stadt Sundern und als letztes die Angabe des Kreises festlegte, beschlossen. Es folgte die Förderung von ausstehenden Beschlüssen der Gemeinden und die Erarbeitung eines Flächennutzungsplans.[x]

Die erste Kommunalwahl am 23.05.1975 mündete in eine Stadtvertretung aus 26 CDU-Mitgliedern und 13 SPD-Angehörigen. Bürgermeister wurde hier erneut Franz-Josef Tigges. Im Anschluss erfolgte die Besetzung der Ausschüsse.[xi] Der erste Stadtdirektor wurde in der ersten Ratssitzung festgelegt: Hermann Willeke, welcher diese Stellung für eine Dauer von insgesamt zwölf Jahren besetzen sollte.[xii] Da sich die Größe des Ortes durch die Zusammenlegung erhöhte, wuchs damit auch die Verwaltung und eine Neuorganisation dieser wurde unumgänglich.[xiii] Es wurden Ortsvorsteher durch Vorschlag der führenden Partei in der jeweiligen Gemeinde ernannt, welche ein Bindeglied zwischen den Menschen des Ortsteiles und der Verwaltung in Sundern darstellen sollten. Sie nahmen repräsentative Aufgaben in den einzelnen Ortsteilen wahr und sollten zugleich die Interessen der Gemeinden im Rat vertreten. 

Das Problem der doppelten Straßennamen auf dem Stadtgebiet musste behoben werden und 1978 entstand schließlich ein Wappen, ein Siegel und eine Flagge für die neue Stadt Sundern. Die bereits vor der Neugliederung existierenden Wappen der zuvor selbstständigen Gemeinden wurden auch nach der Neuerung, meist in Form der Flaggen, weitergetragen.[xiv]

Das Gebiet umfasste zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses 25.480 Einwohner, die Bevölkerungsdichte in diesem Raum wuchs in allen Gemeinden außer Hachen zudem kontinuierlich an.[xv] Unter anderem aus diesem Grund mussten in fast allen Orten neue Wohngebiete geplant und umgesetzt werden.[xvi] Aber auch die Kernstadt Sunderns selbst benötigte einige Neuerungen. Besonders zu erwähnen ist die Errichtung des Schulzentrums. Die Innenstadt musste durch den Bau einer Fußgängerzone mit einer höheren Anzahl anliegender Geschäfte attraktiver gemacht werden sowie die anstauende Verkehrslage über eine Umgehungsstraße entlastet werden. Auch immissionsstörende Gewerbebetriebe sollten außerhalb der Stadt ihren Standort finden.[xvii] Diese Innenstadtsanierung dauerte insgesamt über 30 Jahre und bedeutete für alle Beteiligten eine große Kraftanstrengung.[xviii] 

Während und nach der Vereinigung der Gemeinden wurde den Bürgerinnen und Bürgern ihre Verbundenheit zu den jeweiligen Orten mit ihren gelebten und teilweise bis weit in die Vergangenheit hineinreichenden Traditionen und Besonderheiten belassen und wurden sogar in diesen bestärkt.[xix] Gerade das Vereinsleben der einzelnen Orte ist teilweise sehr stark ausgeprägt.[xx] Auch dieser politischen Entscheidung ist es zu verdanken, dass sich eine anfänglich negative Grundeinstellung gegenüber der Neugliederung zu einer zustimmenden Haltung entwickeln konnte. Die Veränderung der Stimmung korrespondiert hierbei durchaus mit anderen Gemeinden.[xxi] Langsam konnte sich ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln, sodass wir heute von einer wirklichen Gemeinschaft sprechen können.[xxii] 

Seitdem hat sich die Stadt zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort in der Region entwickelt. Die Geschichte von Sundern ist geprägt von Tradition und Fortschritt, von einer ländlichen Idylle bis hin zu einer modernen Stadt mit vielfältigen Angeboten für die Bürgerinnen und Bürger. 


Literatur

Klueting, Harm: Gebietsreform – Kommunale Neugliederung – Eingemeindungen. In: Klueting, Harm (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen Bd. 2.1. Münster, 2012, S.247-322.

Willeke, Hermann: Von der Freiheit zur Stadt. Die Entstehung der Stadt Sundern 1975. In: Verein „700 Jahre Sundern – Freiheit und Kirche e.V.“ (Hrsg.): 700 Jahre Sundern. Freiheit und Kirche Bd. 1. Sundern, 2009, S. 305-312.

Wolf, Friedhelm: Einheit in der Vielfalt. Die Entwicklung der Stadt Sundern und ihrer Ortsteile. In: Verein „700 Jahre Sundern – Freiheit und Kirche e.V.“ (Hrsg.): 700 Jahre Sundern. Freiheit und Kirche Bd. 1. Sundern, 2009, S. 313-320.

 

Fußnoten

[i] Vgl. Willeke, 2009, S. 305.

[ii] Vgl. Willeke, 2009, S. 305.

[iii] Vgl. Neuhaus, 2009, S. 296; ebd., S. 299.

[iv] Vgl. Willeke, 2009, S. 307.

[v] Vgl. Klueting, 2012, S. 266.

[vi] Vgl. Willeke, 2009, S. 305; Klueting, 2012, S. 270.

[vii] Vgl. Klueting, 2012, S. 270.

[viii] Vgl. Willeke, 2009, S. 305-307.

[ix] Vgl. Wolf, 2009, S. 315; Willeke, 2009, S. 311.

[x] Vgl. Willeke, 2009, S. 311.

[xi] Vgl. Willeke, 2009, S. 311.

[xii] Vgl. Willeke, 2009, S. 311-312.

[xiii] Vgl. Willeke, 2009, S. 312.

[xiv] Vgl. Willeke, 2009, S. 312.

[xv] Vgl. Wolf, 2009, S. 313; Willeke, 2009, S. 305.

[xvi] Vgl. Wolf, 2009, S. 313.

[xvii] Vgl. Wolf, 2009, S. 314.

[xviii] Vgl. Wolf, 2009, S. 315.

[xix] Vgl. Wolf, 2009, S. 313.

[xx] Vgl. Neuhaus, 2009, S. 302.

[xxi] Vgl. Klueting, 2012, S. 272; Willeke, 2009, S. 305.

[xxii] Vgl. Willeke, 2009, S. 312; Wolf, 2009, S. 313.

 

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